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Raspberry Pi Desktop – Grundlagen & Tutorial

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Raspberry Pi Desktop einfach erklärt

Seit Langem versuchen Coder, den Raspberry Pi als Desktop zu benutzen. Jedoch scheiterte das bislang an der Performance. Mit dem Erscheinen des Raspberry Pi 4 hat sich die Situation aber geändert. Denn mit der richtigen Konfiguration kannst Du die kleine Platine allemal als Computer nutzen. In unserem Tutorial zeigen wir Dir, wie man aus dem Raspberry Pi Schritt-für-Schritt ein flottes System macht.

Raspberry Pi Desktop – Die technischen Grundlagen 

Wer mit dem Raspberry Pi Desktop arbeiten möchte, sollte unbedingt mit den technischen Gegebenheiten vertraut sein. Die Grundlage des Pi-Desktops ist ein Raspberry Pi 4 Model B mit 4 Gigabyte RAM für derzeit 57 Euro. Der 64 Bit-Rechenzwerg ist mit einer Quad-Core ARM V8 CPU, einem schnellen Gigabit Ethernet, einem WLAN-Adapter und zwei 4K-tauglichen microHDMI-2.0-Anschlüssen ausgerüstet. Getaktet wird der Rechner mit 1,5 GHz. Es gibt den Pi 4 auch noch mit acht Gigabyte RAM. Doch die zusätzlichen vier Gigabyte werden ohnehin nur für Spezialanwendungen benötigt. Schon das Modell mit zwei Gigabyte RAM dürfte für die meisten Anwendungen vollkommen ausreichen.

Falls Du noch einen älteren Raspi zu Hause hast, brauchst Du ihn nicht gleich wegwerfen. Du kannst den alten Einplatinencomputer noch für viele weitere Raspberry Pi Projekte verwenden. Aber für ein ressourcenhungriges Desktop-System mit grafischer Benutzeroberfläche sollte es schon das “Flaggschiff-Modell” sein. Darüber hinaus ist eine stabile Stromversorgung beim Coden eine wichtige Voraussetzung. Hierfür eignet sich das Netzteil der Raspberry Pi Foundation. Falls Dir die Arbeit mit dem Einplatinencomputer gefällt, dann schau Dir an, was man zudem alles mit einem Arduino machen kann. An der Universität Wuppertal kommt er beispielsweise in der Lehre zum Einsatz.

Raspberry Pi Desktop mit Kühlrippen
Abb. 1: Raspberry Pi Desktop mit Kühlrippen

Speicherkarte für den Raspberry Pi Desktop 

Für ein einwandfreies Arbeiten mit dem Raspberry Pi Desktop ist eine richtig schnelle Speicherkarte unerlässlich. Die alte Karte aus Papas Fotoapparat ist zwar kostenlos, kann aber den Spaß am Pi-Desktop ganz schön vermiesen. Der Unterschied zwischen einer älteren Karte mit 80 MB/s und einer aktuellen mit der doppelten Geschwindigkeit ist definitiv spürbar. Es lohnt sich also, Zeit und Geld zu investieren, um eine geeignete SD-Karte zu finden. Eine 64 GB microSD-Karte mit einer Lesegeschwindigkeit um die 170 MB/s ist derzeit für etwa 15 Euro erhältlich und steht in einem akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis zum Gesamtsystem.

Kühlung des Mini-PCs

Der Raspberry Pi hat keine beweglichen Teile und ist deshalb im Betrieb absolut leise. Traumhaft, oder? Das darf bei einem Desktop-System, das meistens direkt vor einem auf dem Schreibtisch liegt, gerne auch so bleiben. Ein Gehäuse mit Lüfter ist da wohl eher problematisch. Besser eignen sich Gehäuse, die die Wärme der Bauteile über Kühlrippen nach außen führen. Du musst natürlich kein Gehäuse verwenden. Du solltest aber wissen, dass diese Variante ein paar Risiken aufweist. Schließlich können Kaffee, Cola oder Metallteile auf der Platine zum Kurzschluss führen und den Rechner im Extremfall zerstören. Daher solltest Du unbedingt auf ein Gehäuse zurückgreifen, denn Du möchtest mit Sicherheit lange mit Deinem Raspberry Pi Desktop arbeiten.

Raspberry Pi Desktop im Gehäuse
Abb. 2: Raspberry Pi Desktop im Gehäuse

Betriebssystem für den Raspberry Pi Desktop 

Das richtige Betriebssystem ist eine weitere wichtige Komponente, die Du berücksichtigen solltest, wenn Du Deinen Raspberry Pi als Desktop verwenden möchtest. Die Auswahl an Betriebssystemen ist derzeit noch gering. Am besten nutzt Du Ubuntu Mate und verzichtest auf das Standard-Betriebssystem Raspberry Pi OS. Du fragst Dich, warum man ausgerechnet dieses Betriebssystem verwenden sollte? Das hat zunächst einmal optische Gründe. Ubuntu Mate hat den GNOME 2 Desktop unter der Haube und sieht einfach toll aus. Das ist bei einem Desktop-System durchaus ein Argument. Wer möchte schon jeden Tag mit einem hässlichen User Interface arbeiten?

Ubuntu Mate auf dem Raspberry Pi Desktop
Abb. 3: Ubuntu Mate auf dem Raspberry Pi Desktop

Neben der Optik gibt es aber noch weitere Gründe, die für Ubuntu Mate sprechen. Das Betriebssystem ist im Gegensatz zu Raspberry Pi OS bereits in einer 64 Bit-Variante erhältlich. Die Geschwindigkeitsunterschiede sind jedoch nicht allzu groß. Dennoch fühlt es sich besser an, die 64 Bit-CPU mit einem angemessenen Betriebssystem auszustatten. Darüber hinaus verfügt Ubuntu Mate über eine umfangreiche Softwareausstattung. So sind viele Programme (LibreOffice, Firefox) bereits installiert. Über die Software-Boutique lassen sich weitere Anwendungen komfortabel nachrüsten. Um eins noch klarzustellen: Man kann natürlich auch mit anderen Betriebssystemen einen flotten Raspberry Pi Desktop-Rechner bauen, vielleicht sogar einen noch schnelleren. Es handelt sich hier also nur um ein Beispiel. Wie Du das Betriebssystem auf Deinem Rechner einrichtet, erfährst Du in unserem Artikel zur Raspberry Pi Installation.

Raspberry Pi Desktop als Multitalent fürs Büro 

Das Pi-Desktop-System ist ein wahres Multitalent. So kannst Du den kleinen Mini-Computer problemlos verwenden, um Texte zu schreiben oder Tabellen zu kalkulieren. Denn das Betriebssystem Ubuntu-Mate beinhaltet eine große Softwaresammlung. Als Office-Paket ist das ausgereifte LibreOffice enthalten, welches es auch für andere Betriebssysteme gibt. Es besteht aus der Textverarbeitung Writer, der Tabellenkalkulation Calc, der Präsentationssoftware Impress, dem Grafikprogramm Draw und ein paar weiteren Anwendungen. LibreOffice beherrscht das Open Document Format zur Speicherung von Dokumenten, kennt aber auch die Microsoft-Formate und noch einige mehr.

Chromium und Thunderbird 

Ubuntu Mate setzt auf den Firefox-Browser. Auch wenn dieser Browser etwas aus der Mode gekommen ist, erfüllt es seinen Zweck und eignet sich, um stundenlang im Internet zu surfen. Wenn Du lieber Chrome nutzen möchtest, ist das aber auch kein Problem. Chrome ist dabei in Form des quelloffenen und Google-freien Ablegers Chromium verfügbar. Er lässt sich komfortabel über die Software-Boutique (Menü > Systemverwaltung > Software-Boutique) installieren. Als E-Mail-Client steht zudem der Veteran Thunderbird zur Verfügung, auch er ist in der Boutique zu finden.

Entwicklungsumgebung

Die bevorzugte Coding-Sprache des Einplatinencomputers ist Python. Doch falls Du lieber mit einer anderen Entwicklungsumgebung arbeiten möchtest, ist das auch möglich. Denn schließlich gibt es viele Weitere, die Du ganz einfach auf dem Pi-Desktop installieren kannst. Schließlich lassen sich die IDLE und Thonny mit den folgenden Kommandos nachrüsten:

sudo apt install idle

sudo apt install thonny

Für jüngere Einsteiger eignet sich zudem die visuelle Coding-Sprache Scratch. Sie wird dabei ebenfalls mit dem Paketmanager apt installiert:

sudo apt install scratch

Die derzeit beliebteste Entwicklungsumgebung für JavaScript ist Visual Studio Code. Auch hier gibt es eine Open Source-Variante. Sie heißt Codium und lässt sich dabei ganz leicht mit dem folgenden Befehl installieren:

snap install codium –classic

Der Einplatinencomputer eignet sich hervorragend für Tüftler und Bastler, die Elektronik und Coding verbinden möchten. Wer seine Schaltungen am Rechner entwirft oder dokumentiert, kennt vermutlich Fritzing. Mit Fritzing lassen sich Schaltpläne zeichnen, Breadboards virtuell bestücken oder gleich die fertige Platine bestellen. Erfreulicherweise geht das auch auf dem Pi. Dabei erfolgt die Installation über apt:

sudo apt install fritzing

Erstellung und Bearbeitung von Grafiken 

Zur Erstellung und Bearbeitung von Grafiken kennt Linux neben dem bereits installierten Libre Draw vor allem Gimp und Inkscape. Beides sind mächtige und ausgereifte Anwendungen. Gimp ist pixelbasiert. Es enthält Funktionen zur Bildbearbeitung und zur Erstellung von Rastergrafiken und steht damit in Konkurrenz zu Photoshop. Inkscape dagegen wird für zweidimensionale Vektorgrafiken benutzt und ist daher eine echte Alternative zum Illustrator. Beide Programme sind kostenlos und können zudem in der Software-Boutique installiert werden.

Mit dem richtigen Raspberry Pi Zubehör und der passenden Software kann man mit dem Desktop ordentlich arbeiten, coden oder designen. Auch wenn das Starten der Anwendungen im Vergleich zum normalen PC ein paar Sekunden länger dauert, merkt man bei den meisten Anwendungen keinen Unterschied mehr. Zudem ist das Betreiben mehrerer Anwendungen im Parallelbetrieb mit dem Raspi 4 ohne Weiteres möglich. Richtig cool, oder? Also worauf wartest Du noch? Baue Deinen eigenen Computer, der sogar in Deine Hosentasche passt.

FAQs zum Raspberry Pi Desktop 

Wo kann man die Bauteile für den Raspberry Pi Desktop kaufen?

Die entsprechenden Bauteile kann man auf der offiziellen Webseite der Pi Foundation kaufen. Du findest sie aber auch bei anderen Online-Händlern oder im Elektrofachhandel.

Was kann man alles mit dem Raspberry Pi Desktop machen?

Der kleine Einplatinencomputer kann leistungstechnisch mit einem normalen Desktop-PC mithalten. Dabei kannst Du den Pi-Desktop dafür nutzen, um Texte oder Grafiken zu erstellen. Aber auch für stundenlanges Surfen eignet sich der kleine Computer.

Welche SD-Karte eignet sich für meinen Raspberry Pi Desktop.

Der Einplatinencomputer arbeitet nicht wie herkömmliche PCs mit einer Festplatte, sondern nutzt einfache microSD-Karten. Damit alles reibungslos funktioniert, reicht eine 64 GB SD-Karte mit einer Lesegeschwindigkeit von 170 MB/s vollkommen aus. Diese bekommst Du schon für wenig Geld im Elektrofachgeschäft.

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