Das Perfekt, auch vollendete Gegenwart genannt, ist eine Zeitform, mit der Du Vergangenes ausdrücken kannst. Dabei nutzt Du es vorwiegend für Ereignisse, die noch nicht lange zurückliegen und eher beim mündlichen Erzählen als beim Schreiben. Das ist der große Unterschied zur ersten Vergangenheitsform, dem Präteritum. In diesem Beitrag machen wir Dich Perfekt-sattelfest, indem wir Dir zeigen, wie Du es mit verschiedenen Hilfsverben bildest. Abschließend kannst Du Dein frischgebackenes Wissen bei unserem coolen Arbeitsblatt auf die Probe stellen. Wir helfen Dir dabei aber auch gerne in unserer Deutsch Nachhilfe. Klingt gut? Dann geht‘ s jetzt direkt los!
Perfekt – Definition
Beim Perfekt handelt es sich um eine der sechs Zeitformen, mit denen Du ausdrücken kannst, wann etwas passiert. Weil Du mit dem Perfekt über Dinge sprechen kannst, die erst vor Kurzem abgeschlossen wurden, wird es auch als abgeschlossene Vergangenheit oder vollendete Gegenwart bezeichnet. Du nutzt es dabei vordergründig in der gesprochenen Sprache, also wenn Du von etwas berichtest oder erzählst. Und so kann das dann aussehen:
Rapunzel hat sich mit ihrer Mutter gestritten.
Am nächsten Tag ist plötzlich Flynn Rider in ihrem Turm aufgetaucht.
Gewusst?
Bereits im Vorschulalter lernen Kinder langsam, in ihren Erzählungen oder im Gespräch die richtige Zeitform zu benutzen. Zumindest machen sie sich bis dahin im Alltag schon spielerisch mit wichtigen Regeln zur Tempus-Nutzung vertraut. In der Grundschule kann dann darauf aufgebaut werden.
Wie wird das Perfekt gebildet?
Vielleicht ist Dir aufgefallen, dass Du immer zwei Teile benötigst, um das Perfekt zu bilden. Zum einen ein sogenanntes Hilfsverb, „haben“ oder „sein“ im Präsens, und dann das Partizip II Deines Verbs. Du erkennst es oft an der vorangestellten oder eingeschobenen Silbe „ge“ und immer an den Endungen „-t“ (bei schwachen Verben) oder „-en“ (bei starken Verben). Beispiel gefällig?
Pascal hat mit Rapunzel „Verstecken“ gespielt.
Mutter Gothel ist derweil auf Reisen gewesen.
Mit „sein“
Doch welches Hilfsverb ist nun das richtige für Dein Verb? Hierbei gibt es eine ganz einfache Faustregel: Beschreibt Dein Vollverb (an das Du das „-t“ oder „-en“ hängst) einen Zustand, eine Zustandsänderung oder eine Bewegung, dann bildest Du das Perfekt mit der gebeugten Form des Hilfsverbs „sein“. Etwa so:
Maximus ist Flynn Rider gefolgt.
Rapunzel und Flynn sind zu den Himmelslaternen gegangen.
Mit „haben“
Dementsprechend nutzt Du bei allen anderen Verben, die keine Bewegung oder einen Zustand beschreiben, das Hilfsverb „haben“, wenn Du etwas im Perfekt formulieren möchtest. Zum Beispiel so:
Gothel hat die Brüder für ihre Zwecke eingespannt.
Diese haben Flynn dann gefesselt und der Palastwache ausgeliefert.
Übrigens:
Ob ein Verb schwach oder stark ist, erkennst Du an seinem Stammvokal. Ändert sich der Stammvokal nicht, wenn Du das Verb etwa ins Präteritum setzt, ist es schwach (Beispiel: ich frage, ich fragte). Variiert der Stammvokal jedoch, handelt es sich um ein starkes Verb (Beispiel: ich fahre, ich fuhr).
Einfache vs. abgeschlossene Vergangenheit
Sicher ist Dir schon aufgefallen, dass wir ganze sechs Zeitformen im Deutschen haben, obwohl es nur die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt. Das heißt also, dass es für manche Zeitabschnitte mehrere Tempora geben muss. Wenn Du etwas beschreiben willst, das bereits zurückliegt, hast Du ganze drei Möglichkeiten: die einfache (Präteritum) sowie die abgeschlossene Vergangenheit (Perfekt) und die sogenannte Vorvergangenheit (Plusquamperfekt). Doch für welche entscheidest Du Dich je nach Situation am besten? Schau mal in unsere Tabelle, da findest Du sicher die Antwort auf Deine Frage!
Tabelle 1: Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt im Vergleich
Präteritum | Perfekt | Plusquamperfekt | |
So nutzt Du es | – über Vergangenes meist schriftlich berichten | – über Vergangenes meist mündlich berichten | – über Ereignis berichten, das vor einem anderen vergangenen Ereignis geschehen ist |
So bildest Du es | – bei regelmäßigen Verben: „-t“ und Personalendung anhängen – bei unregelmäßigen Verben Stammvokal und andere Laute abändern | – „haben“/„sein“ im Präsens + Partizip II des Verbs | – Präteritum von „haben“/„sein“ + Partizip II des Verbs |
Beispiel | ich suchte ich fand | ich habe gelacht ich bin gelaufen | ich hatte geträumt ich war gegangen |
Du bildest und nutzt die drei Vergangenheitsformen also verschieden, wie Du siehst. Grundsätzlich sind einfache und abgeschlossene Vergangenheit in bestimmten Kontexten aber austauschbar (vgl. Bäuerle, 2015), also brauchst Du Dir darüber nicht unbedingt den Kopf zu zerbrechen.
Arbeitsblatt zur vollendeten Gegenwart
Wenn Du das nächste Mal von Eurem tollen Familienausflug oder dem letzten Wochenende erzählen willst, weißt Du jetzt genau, in welcher Zeitform Du das am besten machst, nicht wahr? Genau für solche Gelegenheiten ist die abgeschlossene Vergangenheitsform perfekt geeignet! Und wie Du es bildest, weißt Du ja nun auch: Einfach „haben“ oder „sein“ mit dem Partizip II Deines Verbs kombinieren. Wollen wir das bei einem spannenden Arbeitsblatt ausprobieren? Dann zeig mal, was Du kannst!
Wenn Du das nächste Mal die Wahl zwischen den drei Vergangenheitsformen hast, weißt Du ganz genau, ob Du Dich für das Perfekt entscheiden solltest. Denk immer daran: Du nutzt die vollendete Gegenwart hauptsächlich dann, wenn das Geschehene noch nicht so weit zurückliegt und Du darüber sprichst, anstatt zu schreiben. Und wie Du das machst, ist jetzt ja ebenfalls glasklar!
Literatur
Janker, Dagmar (2015): Perfekt im Deutschen anhand von Korpus-Analyse, Brünn.
Bäuerle, Rainer (2015): Das Perfekt im Kontext. In: Zwischenräume. Lexikon und Grammatik im Deutschen als Fremdsprache, Baltmannsweiler.
FAQs zum Perfekt
Bei der vollendeten Gegenwart, wie diese Zeitform auch genannt wird, handelt es sich um eine der sechs Tempora (vgl. Janker, 2015) und die zweite der drei Vergangenheitsformen im Deutschen. Du nutzt sie dabei vordergründig, wenn das Geschehene noch nicht weit zurückliegt. Außerdem kommt sie eher in der gesprochenen Sprache zum Einsatz. Falls Dich interessiert, wie Zeitlichkeit in anderen Sprachen ausgedrückt wird, können wir Dir übrigens den spannenden Artikel der Uni Hannover ans Herz legen.
Dafür benötigst Du die gebeugte Form des Hilfsverbs „sein“ oder „haben“ und das Partizip II Deines Vollverbs. Das sieht dann so: „Sie ist beinahe aus dem Boot gefallen.“ oder so: „Er hat sich in sie verliebt.“ aus.
Bei beiden handelt es sich um Vergangenheitsformen, die aber unterschiedlich gebildet und verwendet werden. Beim Präteritum hängst Du bei schwachen Verben ein „-t“ und die Personalendung an den Wortstamm und änderst bei starken Verben den Stammvokal, manchmal aber auch weitere Laute. Du nutzt es hauptsächlich in der Schriftsprache für Ereignisse, die schon weiter zurückliegen. Das Perfekt bildest Du mit Hilfsverben sowie dem Partizip II. Dabei benötigst Du es eher in der gesprochenen Sprache.
Handelt es sich bei Deinem Vollverb um ein Wort, das einen Zustand, eine Zustandsveränderung oder Bewegung darstellt, nutzt Du „sein“ („Sie ist liegen geblieben.“). Für alle anderen Verben greifst Du auf das Hilfsverb „haben“ zurück („Wir haben ihn gerettet.“). Laut der Universität Duisburg-Essen begegnen uns Hilfsverben im Deutschen übrigens häufiger als in anderen Sprachen.
Da „gehen“ eine Bewegung darstellt, nutzt Du hier das Hilfsverb „sein“. Und so sieht das dann aus: ich bin gegangen, Du bist gegangen, er/sie/es ist gegangen, wir sind gegangen, Ihr seid gegangen, sie sind gegangen.